Für Anleger an der Börse gibt es neben den herkömmlichen Kreditarten eine weitere Möglichkeit, ihre Kaufkraft zu erhöhen. Und zwar mit dem sogenannten Wertpapierkredit. In der Regel nehmen Anleger einen Wertpapierkredit auf, wenn sie kurzfristig Kapital benötigen, ihre Wertpapiere jedoch nicht verkaufen wollen. Wer den Kredit aufnimmt, nutzt das geliehene Geld meist für den Erwerb neuer Wertpapiere. Allerdings sind Wertpapierkredite bei vielen Anbietern frei nutzbar. Kreditnehmer können somit häufig selbst bestimmen, wofür sie das Geld verwenden, und es beispielsweise auch in ein neues Auto investieren. Vor Aufnahme eines Wertpapierkredits sollte man sich allerdings der Risiken bewusst sein.
Wie funktioniert ein Wertpapierkredit?
Ein Wertpapierkredit bezeichnet einen Kredit, für den Wertpapiere als Sicherheit dienen. Prinzipiell kann damit jeder, der Wertpapiere besitzt, einen Wertpapierkredit aufnehmen. Bis zu welcher Höhe ein Wertpapierkredit aufgenommen werden kann, hängt davon ab, wie viel das Depot wert ist. Um das Kreditausfallrisiko zu reduzieren, vergeben Banken Kredite immer nur bis zu einer bestimmten Grenze. Diese Grenze ist der sogenannte Beleihungswert.
Jedes Kreditinstitut ermittelt diesen Wert individuell. Und das für verschiedene Wertpapierklassen, mit denen sich gemeinhin ein bestimmtes höheres oder niedrigeres Risiko verbindet. So kann ein Depot, das hauptsächlich aus Euro-Anleihen inländischer Emittenten besteht, die als sehr sicher gelten, vielleicht bis zu 80% des Depotwerts beliehen werden. Für ausländische Aktien hingegen hat der Broker vielleicht nur 30% Beleihungswert festgelegt. Ganz einfach, weil letztere riskanter sind. Wer also nur ausländische Aktien im Depot hat und einen Wertpapierkredit aufnehmen möchte, erhält nur ein knappes Drittel des Depotwerts als Kredit. Zinsen fallen beim Wertpapierkredit in der Regel nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag an.
Wertpapierkredit: Wichtiges zur Begrifflichkeit
Um den Wertpapierkredit kursieren eine Reihe an unterschiedlichen Begriffen, die umgangssprachlich synonym verwendet werden. So findet man zum Beispiel auch Effektenkredit, Lombardkredit oder Effektenlombardkredit. Allerdings unterscheiden sich diese Begriffe in der Regel nach ihrer Verwendung: Kann man den Kredit nur zum Erwerb von weiteren Wertpapieren (Effekten) verwenden, so spricht man meist vom Effektenkredit oder Effektenlombardkredit. Das Lombarddarlehen hingegen ist ein Überbegriff für frei nutzbare Bankkredite, die Kreditgeber über die Verpfändung von Wertpapieren – aber auch Bankguthaben oder sonstigen „beweglichen“ Gegenständen – absichern. Häufig vermischen auch Anbieter die Bergriffe – in diesem Artikel werden diese daher ebenfalls synonym verwendet.
Wertpapierkredit: Vergleich der Konditionen
Wer einen Wertpapierkredit beantragen möchte, sollte im Vorfeld die Angebote vergleichen. Je nach Anbieter variieren die Konditionen, zu denen Wertpapiere beliehen, also verpfändet werden können. Wer einen Wertpapierkredit Vergleich vornehmen will, der sollte vor allem folgende Vergleichsgrößen heranziehen:
- Zinssatz: Variiert je nach Anbieter. Fällt in der Regel nur auf den in Anspruch genommenen Kreditbetrag an.
- Verwendung: An den Erwerb von Wertpapieren gebunden oder frei wählbar.
- Maximaler Beleihungswert: Bis zu dieser Höhe kann man seine Wertpapiere verpfänden.
- Überziehungszins: Dieser Zins fällt immer dann an, wenn der vereinbarte Kreditrahmen überzogen wird, zum Beispiel durch einen plötzlich sinkenden Beleihungswert.
- Rückführungsfrist: Wertpapiere können an Wert verlieren oder gewinnen. Fallen die Kurse, sinkt auch der Beleihungswert. Der ursprünglich gewährte Kreditbetrag kann damit höher ausfallen als der aktuelle Beleihungswert. Die Folge: Der Kreditnehmer muss den Teil des Darlehens, der über den neuen Beleihungswert hinausgeht, unter Einhaltung der Rückführungsfrist zurückzahlen. Hier legen die Anbieter zwischen einigen Tagen und wenigen Monaten individuelle Fristen fest.
Lombardkredit: Vergleich der Anbieter
Wer mit dem Gedanken spielt, einen Wertpapierkredit aufzunehmen, der möchte in der Regel günstige Wertpapierkredite finden. Hierzu sollte man immer die unterschiedlichen Angebote der zahlreichen Anbieter sorgfältig vergleichen. Die Konditionen variieren mitunter stark.
Ein Depotbesitzer benötigt 5000 € Kapital
Wert des Depots: 5000 €
Zusammensetzung des Depots: Aktien
Beleihungswert für Aktien: 60%
Maximaler Kreditbetrag / Beleihungswert des Depots: 5.000€ x 60% = 3.000 €
Daraus folgt: Dem Kreditnehmer fehlen noch 2.000 €, da Kreditinstitute die Wertpapiere nicht in voller Höhe beleihen.
Der Flatex Wertpapierkredit
Viele Finanzdienstleister vergeben einen Wertpapierkredit. Flatex bietet Effektenkredite, über deren Verwendung man frei bestimmen kann und deren Höhe je nach Depotart und -wert stark variiert. Die Beleihungswerte der Wertpapierklassen reichen von 30 bis 90%. Zinsen berechnet Flatex nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrag. Das heißt, nur weil der Beleihungswert des Depots vielleicht 25.000 Euro beträgt, muss man nicht einen solch hohen Kredit abrufen. Wer stattdessen nur 5.000 Euro in Anspruch nimmt, zahlt auch nur auf diesen Kreditbetrag Zinsen.
Der Wertpapierkredit von Onvista
Auch bei dem Anbieter Onvista kann man über Wertpapierkredite frei verfügen, es handelt sich also streng genommen nicht um Effektenkredite. Der Beleihungswert variiert – je nach Wert und Zusammensetzung des Depots – stark. Zinsen zahlt man, wie üblich, bei Onvista nur auf den Kreditbetrag, den man tatsächlich verwendet. Die Wertpapierkredite haben außerdem keine feste Laufzeit. Der Kreditnehmer kann somit flexibel auf den Kreditbetrag zurückgreifen.
Wertpapierkredit: Alternative zum Ratenkredit und Dispokredit?
Für Anleger kann ein Wertpapierkredit eine gute Möglichkeit sein, um den eigenen finanziellen Handlungsspielraum zu erhöhen. Die Zinskosten sind teilweise niedriger als bei Dispo- oder Ratenkrediten. Vor Aufnahme eines Kredits sollte man also immer die Zinssätze der verschiedene Kreditarten vergleichen. Wer einen Wertpapierkredit aufnimmt, sollte sich jedoch der Risiken bewusst sein: Verlieren Wertpapiere an Wert, schmälert das automatisch den Kreditrahmen. Sinkt der Wert des Depots unter die Kreditlinie, fallen meist hohe Überziehungszinsen an und ein Teil des Kredits muss innerhalb einer kurzen Frist zurückgezahlt werden. Man sollte daher Kursschwankungen immer mit einplanen und den Kreditrahmen nicht komplett ausschöpfen.