Kleingeld abschaffen? Jetzt darfst du entscheiden!

Manche lieben und sammeln sie, manche finden sie lästig – bei Ein- und Zwei-Cent-Münzen scheiden sich die Geister. Nun hat die EU-Kommission eine öffentliche Befragung gestartet: Sind die Kleinstmünzen sinnvoll oder sollten sie besser abgeschafft werden?

In fünf EU-Ländern ist es bereits Realität: Kaufst du in Belgien, Finnland, Irland, Italien oder den Niederlanden ein oder besuchst dort ein Restaurant, werden Endsummen auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet. Sollten sich die Bürger:innen in der Befragung gegen die Ein- und Zwei-Cent-Münzen aussprechen, könnten sie ganz aus dem Zahlungsverkehr verschwinden: Die EU-Kommission plant einen Gesetzesentwurf für Ende 2021, der einheitliche Rundungsregeln für alle 19 Euro-Staaten vorsieht.

Münzen verschwinden in Sofaritzen

Schon 2018 hatte die EU-Kommission eine Studie zur jüngsten Entwicklung der Euro-Münzen in Auftrag gegeben. Sie ermittelte verschiedene Gründe, die für eine Abschaffung der Kleinstmünzen sprechen. So zahlten Bürger nur selten mit dem Kupfergeld. Stattdessen werde es gesammelt oder es verschwinde in Sofaritzen. Damit trotzdem genug Münzen im Umlauf blieben, müssten deswegen ständig neue geprägt werden, so die Brüsseler Fachleute. Hinzu komme, dass die Produktion der Münzen teurer sei als ihr Nennwert. Damit sind sie nicht nur ein Verlustgeschäft für die Staaten. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer nannte die Prägung von jährlich fast einer Milliarde Ein- und Zwei-Cent-Münzen gar eine „riesige, unnötige und teure Ressourcenverschwendung“.

Der Anfang vom Ende vom Bargeld?

Der Vorstoß der EU-Kommission hat in den letzten Monaten allerdings auch Kritik hervorgerufen. So wurden Befürchtungen laut, dass die Supermärkte die Preise zu ihren Gunsten anpassen, also öfter auf- als abrunden könnten. Verbraucher:innen würden die Abschaffung der Kleinstmünzen in diesem Szenario teuer bezahlen. Die Studie zeigt allerdings, dass das nicht der Fall ist. In den fünf bereits genannten Staaten konnte kein messbarer Einfluss auf die Inflationsrate festgestellt werden.

Der CSU-Europa-Abgeordnete Markus Ferber sieht in den Plänen der EU-Kommission den Anfang vom Ende vom Bargeld und fordert, die Befragung abzubrechen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er Anfang des Jahres: „Es darf hier keinesfalls der Einstieg in den Bargeldausstieg vorbereitet werden.“

Trend geht zum bargeldlosen Bezahlen

Diese Sorge scheinen die meisten Bundesbürger nicht zu teilen: Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für das Handelsblatt sprechen sich 63 Prozent für die Abschaffung der Kleinstmünzen aus. Zusätzlich geht der Trend auch in Deutschland zum bargeldlosen Bezahlen. Das zeigt eine Studie des Handelsforschungsinstituts EHI. Demnach sank der Bargeldanteil am Umsatz im Einzelhandel bereits 2018 auf unter 50 Prozent. Gleichzeitig stieg der Giro- und Kreditkartenanteil auf 48,6 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig: Bargeldloses Bezahlen wird von immer mehr Deutschen als praktisch, hygienisch und unkompliziert empfunden.

Entscheide mit und stimme selbst ab

Wenn dir das Thema wichtig ist und du dich an der Umfrage der EU-Kommission beteiligen möchtest, klicke hier:

https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12566-Uniform-rounding-rules-for-cash-payments/public-consultation

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
Stilisierte Sprechblasen in Schwarzweiß Diskussionsforum
>