Rentenvorschlag der FDP: Aktienrente nach schwedischem Vorbild

Die FDP legt einen Vorschlag für eine Rentenreform vor. Beiträge sollen zum Teil in Aktienfonds fließen. Die Partei sieht darin Chancen für eine bessere Rente. Aus anderen Parteien kommt Kritik. Eine Begleitstudie offenbart zudem die Probleme des Vorschlags.

Das Vorbild ist Schweden. Vergangene Woche legten die FDP-Politiker Christian Dürr und Johannes Vogel einen Vorschlag zur Rentenreform vor, der auf dem Rentensystem des skandinavischen Landes basiert. Demnach soll ein Teil der gesetzlichen Rentenbeiträge in einen Fonds fließen, der an den Kapitalmärkten investiert.

Zwei Prozent in Aktien

Konkret sieht der Vorschlag vor, den bisherigen Mitgliedsbeitrag um zwei Prozentpunkte zu reduzieren: Statt wie bisher 18,6 Prozent des Bruttoeinkommens in die gesetzliche Rente einzuzahlen, wären es dann nur noch 16,6 Prozent. Die übrigen zwei Prozent gehen in die Aktienrente.

Ein Teil der Beiträge würde also in einen unabhängigen, staatlich verwalteten Fonds fließen, der an den Kapitalmärkten in Aktien und andere Wertpapiere anlegt, Monat für Monat, wie bei einem Sparplan. Die beiden FDP-Politiker versprechen sich davon eine Erhöhung der Rentenleistungen, die insbesondere Geringverdienenden zugutekommen solle. Gutachter Martin Werding rechnet in der Basisvariante des Fonds mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 6,5 Prozent. Der schwedische AP7-Fonds habe sogar eine Rendite von 10 Prozent erzielen können.

Auf Dauer den MSCI World schlagen: Mission Impossible?

Ein Blick in die Begleitstudie offenbart jedoch die Probleme, die ein solches Rentensystem verursachen könnte. Wie Focus-Online-Autor Christoph Sackmann vorrechnet, beginnen die bereits bei den Renditeerwartungen. 7,72 Prozent hat der MSCI World in den vergangenen Jahren durchschnittlich erzielt. Zieht man Verwaltungsgebühren und Inflation ab, bleiben unter dem Strich knapp 6 Prozent Rendite bei ETFs auf den Index. Der künftige Staatsfonds müsste den MSCI World also dauerhaft schlagen: ein sportliches Unterfangen.

Nun wäre das halbe Prozent weniger als die versprochene Rendite vielleicht noch verschmerzbar. Ungünstig ist jedoch, dass der Mehrwert, den sich die FDP-Politiker Dürr und Vogel von der Reform versprechen, eng geknüpft ist an die in Aussicht gestellte Rendite. Fällt diese niedriger aus als erwartet, halten sich die Vorteile der Reform in Grenzen.

Weitere Probleme und Kritik

Fcous-Autor Sackmann weist darauf hin, dass viele Probleme der aktuellen gesetzlichen Rente auch eine Aktienrente, wie sie die FDP vorschlägt, nicht lösen würde: Die Rentenbeiträge würden weiterhin steigen; außerdem würden Rentner:innen erst ab 2045 von der neuen Rente profitieren. Hinzu kommt, dass die Bundeszuschüsse zur Rente nicht nur nicht verringert, sondern sogar aufgestockt werden müssten.

Dürr und Vogel gestehen in ihrem Vorschlag selbst ein, dass die Aktienrente nur ein Baustein einer größeren Reform ist, in der gegenfinanziert werden müsste. Auf ihrer Streichliste sehen sie die Mütterrente und die „Rente mit 63“. Ralf Kapschak, rentenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, bezeichnete den Vorschlag dementsprechend als „Abenteuer Kapitaldeckung“, das der gesetzlichen Rente „Milliardenbeträge“ entziehe.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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