Die Flucht vor Strafzinsen: Tagesgeldkonten boomen

Über 2,6 Billionen Euro liegen auf deutschen Giro-, Spar-, Tages- und Festgeldkonten, wie eine Analyse des FinTech-Unternehmens Raisin DS auf Basis von Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt. Für einen Großteil ihres Geldes erhalten die Deutschen Null- oder Negativzinsen. Einen ungewöhnlich hohen Anstieg gab es bei den Eröffnungen von Tagesgeldkonten.

Einen Großteil ihres Geldes, nämlich 46 Prozent, halten die Deutschen zu Null- oder Negativzinsen auf ihren Girokonten. Weil viele Banken, auch Volksbanken und Sparkassen, für größere Beträge auf dem Girokonto jetzt ein Verwahrentgelt verlangen, eröffnen Bankkund:innen neue Tagesgeldkonten, um ihr Geld auf mehrere Banken aufteilen zu können. Eröffnungen von Tagesgeldkonten stagnierten noch von 2014 bis 2019 mit Wachstumsraten deutlich unter einem Prozent pro Jahr. Im Jahr 2020 jedoch gab es einen sprunghaften Anstieg auf vier Prozent.

Strafzinsen auf Guthaben ab 50.000 Euro

„Die Negativzinsbelastung für Bankkunden hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Zunächst haben viele Institute damit begonnen, nur auf besonders hohe Guthaben Verwahrentgelte in Form von Minuszinsen zu erheben. Anschließend wurden vielerorts jedoch die Freibetragsgrenzen abgesenkt“, erklärt Dr. Tamaz Georgadze, Co-CEO von Raisin DS. So senkte die DKB den Freibetrag erst kürzlich auf 50.000 Euro. Auch die ING räumt Neukund:innen ab November nur noch einen Freibetrag von 50.000 Euro ein. „Es ist daher keine Überraschung, dass die Deutschen ihr Geld nun verstärkt in kleineren Beträgen über mehrere Banken verteilen“, so Georgadze.

Geld auf verschiedene Konten verteilen

Tagesgeldkonten boomen. Und das, obwohl auf den Tagesgeldkonten die Zinsen unter einem Prozent liegen und einige Banken auch dort beim Überschreiten des Freibetrages ein Verwahrentgelt verlangen. Du solltest dich bei deiner Bank informieren, ob die Beträge auf dem Girokonto und Tagesgeldkonto bei der Ermittlung des Freibetrages getrennt- oder zusammengerechnet werden. Die DKB etwa informiert, dass Guthaben für Giro- und Tagesgeldkonto getrennt betrachtet werden. Hast du bei der DKB ein Giro- und ein Tagesgeldkonto, kann das Geld also einfach umgeschichtet werden, so dass keines der beiden Konten das Maximalguthaben von 50.000 Euro überschreitet.

Gewinnbringend anlegen

Durch die Verteilung deines Guthabens auf mehrere Konten kannst du ein Verwahrentgelt umgehen. Allerdings mindert die Inflation den Wert deines Ersparten. Für langfristiges Sparen empfehlen wir daher, das Geld in Wertpapiere anzulegen – etwa in breit gestreute ETF. Voraussetzung ist allerdings ein Depotkonto, mit dem du deine Aktien und Fonds kaufen und verkaufen kannst. Neben der richtigen Anlagestrategie solltest du deine Depotbank sorgfältig auswählen, um dein Portfolio optimal aufstellen zu können und Kosten zu sparen. Unser Depotkonto-Vergleich hilft dir, den Anbieter zu finden, der zu dir passt und wenig kostet.

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