Das „Girokonto für alle“ ist noch immer zu teuer: An diesen Kosten liegt es

Bild zeigt leeren Geldbeutel

Basiskonten, die vor allem sozial Schwachen zugutekommen, sind noch immer verhältnismäßig teuer. Das hat die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Basiskonto-Test festgestellt. Die Zustände zeigen, dass eine gesetzliche Deckelung längst überfällig ist.

Es ist schon paradox, dass Finanzprodukte für diejenigen teurer sind, die wenig Geld haben. Kostenlose Girokonten gibt es mittlerweile kaum noch ohne festen Gehaltseingang – für alle mit wenig oder keinem Einkommen eine schwere Situation. Doch jeder EU-Bürger bzw. EU-Bürgerin hat ungeachtet der SCHUFA Anspruch auf ein Girokonto, denn ohne ist eine Teilhabe an der Gesellschaft kaum möglich. Jede Bank muss daher ein sogenanntes Basiskonto anbieten, das grundlegende Kontofunktionen bietet. Dazu gehören Bezahlungen per Girocard, Überweisungen tätigen, Daueraufträge einrichten und so weiter.

Viele Banken verstecken ihre Basiskonten regelrecht

Anträge auf Basiskonten dürfen per Gesetz nur in Ausnahmefällen abgelehnt werden. Dass Banken zahlungsschwache Kundengruppen nicht mit offenen Armen empfangen, dürfte keine Überraschung sein. Viele Anbieter machen es potentiellen Antragssteller:innen daher oft schwer, Informationen geschweige denn einen Antrag für ein Basiskonto auf ihren Websiten zu finden. Das haben wir bei unserer Recherche zum Thema Guthabenkonto selbst gemerkt. Oft kann man das Konto nur auf altmodischem Wege eröffnen, also entweder direkt in der Filiale oder per handgeschriebenem Post-Antrag, der oft nur nach langer Suche zu finden ist.

Basiskonten kosten teils über 200 Euro pro Jahr

Die Stiftung Warentest hat jetzt außerdem ermittelt, dass Basiskonten im vergangenen Jahr sogar noch teurer geworden sind. Über 200 Euro pro Jahr zahlt man mancherorts dafür. Parallel dazu gibt es Gehaltskonten inklusive Karten für null Euro, wie unser Girokonto-Vergleich zeigt – das passt nicht zusammen. Vor allem Filialbanken verlangen hohe Preise für ihre Basiskonten, allen voran die Sparkassen, Sparda-Banken und Volksbanken. Laut Analyse der Stiftung Warentest sind dabei vor allem der monatliche Grundpreis, Papierüberweisungen und die Kartenkosten gestiegen. Immerhin gibt es aber noch einige günstige oder gar kostenlose Modelle, letztere beispielsweise von der DKB, Consorsbank oder ING. Im durchschnittlichen Vergleich sind Basiskonten jedoch weiterhin teurer als normale Girokonten beim gleichen Anbieter.

Gesetzliche Grundlage fehlt

Hier offenbart sich aber ein grundsätzliches Problem: Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben über die Gebührenhöhe. Banken sind lediglich angehalten, einen „marktüblichen und angemessenen“ Preis festzulegen. Verbraucherschützer:innen fordern daher eine gesetzliche Deckelung der Basiskonto-Gebühren. Immerhin sind Banken wie die Deutsche Bank schon zurückgerudert. Nach einer Klage des Bundesgerichtshofs im Juni 2020 hat diese ihre Grundgebühr zumindest moderat von 8,90 auf 6,90 Euro pro Monat gesenkt.

Dass die Preise für Basiskonten so hoch sind, begründen die Banken übrigens mit dem anfallenden Mehraufwand. Letztlich dürfte aber die Tatsache ausschlaggebend sein, dass mit armen Kund:innen einfach weniger Geld zu machen ist. Es bleibt daher nur zu hoffen, dass der Gesetzgeber in Zukunft nachbessert und eine verbindliche Regelung einführt.

Julia bewegt sich seit 2011 im Umfeld Finanzen. Als Expertin für Verbraucherthemen wie Girokonto, Kreditkarte und Depot hat die studierte Germanistin und Amerikanistin immer einen Tipp auf Lager.
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