Negativzins mit Negativrekord: PSD Bank Rhein-Ruhr verlangt 1 Prozent auf Einlagen

Negativzinsen gehören bei vielen Banken mittlerweile dazu. Doch zumeist orientieren sich die Institute für das Verwahrentgelt am Einlagezins der EZB. Die PSD Bank Rhein-Ruhr hingegen setzt noch eine Schippe drauf.

Stolze 1 Prozent Negativzinsen müssen Neukund:innen der PSD Bank Rhein-Ruhr zahlen, wenn sie Sparguthaben bei der Bank anlegen. Zumindest bei höheren Summen. Der Zinssatz gilt für Tagesgeld-Guthaben über 500.000 Euro. Das ist mit Abstand das höchste Verwahrentgelt, das eine Bank derzeit auf Einlagen erhebt. Üblich sind Zinsen, die sich am Einlagezinssatz der EZB orientieren, also derzeit minus 0,5 Prozent. Vereinzelt gibt es auch mal minus 0,6 Prozent oder minus 0,75 Prozent (bei der Bank 1 Saar). Viele Banken kommen hingegen noch komplett ohne das Verwahrentgelt aus. Für Einlagen bis 100.000 Euro verlangt die PSD Bank Rhein-Ruhr kein Verwahrentgelt.

Zinsen schrecken Neukund:innen ab

Das Instrument des Negativzinses – insbesondere dann, wenn dieser so hoch ausfällt – dient vor allem dazu, neue Kund:innen mit Spareinlagen abzuschrecken. Viele Banken möchten diese Gelder nicht, da es ihre Liquidität erhöht. Die wird automatisch – Nacht für Nacht – als Einlage bei der EZB geparkt, und das eben zum Einlagezinssatz der Zentralbank. Dass die 1 Prozent Negativzinsen der PSD Bank Rhein-Ruhr vermutlich vor allem neue Einlagen verhindern sollen, wird auch dadurch unterstrichen, dass sie für Bestandskund:innen nicht automatisch gelten. Hier müsste die Bank die Konditionen mit jedem und jeder Einzelnen separat vereinbaren.

In Zeiten der abnehmenden Zinsmarge

Von den ca. 1.300 Banken, zu denen Verivox Zinssätze sammelt, erheben derzeit 277 Kreditinstitute ein Verwahrentgelt. Knapp 80 Prozent der getesteten Banken verlangen also (noch) keinen Negativzins auf Sparguthaben. Dennoch sieht Verivox eine große Dynamik in dem Bereich. Anstelle von Zinsen erhebt manche Bank auch eine Kontoführungsgebühr. Andere Banken haben sogar beides.

Wieso sich gerade jetzt diese Dynamik einstellt, ist allerdings fraglich. Immerhin besteht der derzeitige Einlagenzinssatz der EZB bereits seit September 2019, der nur geringfügig höhere Zinssatz von minus 0,4 Prozent sogar seit März 2016. Eine mögliche Antwort auf die Frage bietet Christian Kirchner von finanz-szene.de. Er sieht vor allem die sinkende Zinsmarge als Problem. Der niedrige (d.h. negative) Einlagezins wäre halb so wild, wenn nicht gleichzeitig auch die Zinseinnahmen aus Krediten sinken würden. Aber genau das tun sie seit einigen Jahren.

Alte, hoch verzinste Kredite laufen aus, neue Kredite sind niedriger verzinst. Kirchner gründet seine Annahme auf dem Monatsbericht der Bundesbank vom Oktober 2020. Und da heißt es auf Seite 30: „Demnach waren vom Beginn der Negativzinsphase bis Ende 2019 die Belastungen für die Banken in Deutschland aus der rückläufigen Zinsmarge etwa viermal höher als die Kosten aus der Haltung von Überschussliquidität.“ Letzteres ist das, was die Banken bei der EZB parken müssen und worüber sie sich so oft beschweren. Angesichts der Zahlen der Bundesbank sollten sich die Geschäftsbanken – anstatt Sparer:innen mit immer höheren Gebühren zu belasten – vielleicht der Frage zuwenden, wie sie ihr Kreditgeschäft in Gang bringen können.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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