Negativzinsen: Immer mehr Banken verlangen Verwahrentgelt

Der Trend geht zum Strafzins: Einer aktuellen Erhebung des Portals biallo.de zufolge verschärfen immer mehr Banken die Konditionen bei Geldeinlagen. Höhere Strafzinsen, niedrigere Freibeträge – und das nicht nur bei Geschäfts-, sondern immer häufiger auch bei Privatkund:innen.

86 Banken und Sparkassen in Deutschland verlangen mittlerweile ein Verwahrentgelt für Guthaben auf privaten Giro- und Tagesgeldkonten. Im Juli 2019 waren es dagegen nur 30 Banken. Betrachtet man auch Geschäftskonten, erheben sogar 186 Banken einen Negativzins auf Guthaben.

Höhere Zinsen, niedrigere Freibeträge

Lange Zeit konnten die meisten privaten Sparer:innen Strafzinsen einfach ignorieren: Sie galten entweder nur für Geschäftskonten oder erst bei sehr hohen Guthaben. 100.000 oder 250.000 Euro waren ein gängiger Wert, bei dem Banken begonnen haben, das Verwahrentgelt zu erheben. Doch in den letzten Monaten sank dieser Freibetrag immer weiter. Bei manchen Banken zahlen Kund:innen bereits ab 25.000 oder 50.000 Euro auf dem Girokonto einen Strafzins. Den niedrigsten Freibetrag hat momentan die Volksbank Warendorf: Hier haben private Neukund:innen lediglich einen Freibetrag von 10.000 Euro.

Einzelne Tagesgeldkonten haben noch niedrigere Freibeträge. So gibt es auch Konten, die ab dem ersten Euro ein Verwahrentgelt vorsehen. Zudem rechnen manche Banken Guthaben auf verschiedenen Konten zusammen. Dann gilt der Freibetrag nicht kontoweise, sondern nur für das gesamte Guthaben auf Tagesgeld- und Girokonto.

Parallel zu den niedrigeren Freibeträgen haben Banken auch das Verwahrentgelt erhöht, das Kund:innen zahlen müssen. Minus 0,4 oder 0,5 Prozent sind mittlerweile sehr verbreitet. Einzelne Anbieter gehen noch darüber hinaus und verlangen mit 0,6 oder gar 0,75 Prozent Negativzinsen Gebühren, die sogar über dem Einlagenzinssatz der EZB liegen.

Große Guthaben aufteilen und fest anlegen

Wenn du Gefahr läufst, bei deiner jetzigen Bank Strafzinsen auf dein Guthaben zahlen zu müssen, solltest du dich nach einem zusätzlichen Konto bei einer anderen Bank umsehen. So kannst du dein Erspartes auf mehrere Banken aufteilen und bleibst jeweils unter den Obergrenzen der Freibeträge. Je nachdem, wie viel Erspartes du hast, musst du vielleicht auch mehrere Zusatzkonten eröffnen.

In dem Fall kannst du jedoch einen Teil deines Guthabens auch auf einem Festgeldkonto anlegen. Es gibt zwar Banken, die auch beim Festgeld Negativzinsen erheben, doch es gibt durchaus Angebote von Konten mit positiven Guthabenzinsen. Nimmst du dabei auch ausländische Banken in den Blick, sind immerhin Zinsen von 1 Prozent und mehr möglich.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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