Negativzinsen in Ostdeutschland stärker verbreitet

Banken im Osten Deutschlands erheben häufiger Negativzinsen als Kreditinstitute im Westen der Republik. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.). Vor allem zwei Gründe seien für diese Häufung verantwortlich: weniger Aktionäre und Unternehmenskredite in den ostdeutschen Bundesländern.  

Immer mehr Banken in Deutschland belegen hohe Geldeinlagen ihrer Kund:innen mit einem Verwahrentgelt. Bundesweit nimmt die Zahl der Banken, die eine solche Gebühr verlangen zu: Der F.A.Z. liegen Zahlen vor, wonach 157 von 709 Kreditinstituten solche Negativzinsen erheben.

Fast jede zweite ostdeutsche Bank mit Negativzinsen

Während also im Bundesdurchschnitt jede fünfte Bank Negativzinsen für Einlagen auf Giro- und Sparkonten erhebt, ist es in den ostdeutschen Bundesländern sogar fast jede zweite. 27 von 60 Banken nutzen das Verwahrentgelt, um hohe Spareinlagen zu vermeiden bzw. mit einer Gebühr zu belegen. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg und Hessen belegt nur jede siebte bzw. achte Bank Guthaben mit einem Strafzins.

Weniger Aktionäre, mehr Spareinlagen

F.A.Z.-Wirtschaftsredakteur Christian Siedenbiedel führt als eine mögliche Ursache für die häufigeren Negativzinsen die im Vergleich zu Westdeutschland niedrigere Aktionärsquote an. Es scheine in den ostdeutschen Bundesländern verbreiteter zu sein, „Geld einfach als Guthaben bei der Bank zu halten, statt es in Aktien und Fonds zu investieren.“ Das mag zwar für eine geringere Aktionärsquote sprechen, jedoch nicht für höhere Spareinlagen in Ostdeutschland. Tatsächlich lagen die fünf ostdeutschen Bundesländer 2018 – und für 2019 und 2020 dürfte Ähnliches gelten – mit ca. 13.800 bis 15.500 Euro Spareinlagen pro Kopf deutlich unter dem Bundesdurchschnitt mit 25.000 Euro.

Die Belastung durch Spareinlagen ist bei westdeutschen Banken also deutlich größer. Vor diesem Hintergrund dürfte ein anderer Aspekt der niedrigen Aktionärsquote problematischer sein: Sie sorgt bei den ostdeutschen Banken dafür, dass das potenziell profitablere Geschäft mit Brokerage-Angeboten aus Umsatzsicht eine Nische bleibt.

Weniger Unternehmenskredite, mehr Anleihen

Auch Unternehmenskredite sind bei ostdeutschen Banken weniger relevant als bei ihren westdeutschen Pendants. Michael Bräuer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, bestätigt der F.A.Z.: „Im Vergleich zu vielen westdeutschen Sparkassen haben wir ein kleineres Unternehmenskreditgeschäft, damit sind wir auf der Aktivseite stärker auf den Kapitalmarkt angewiesen.“ Und hier speziell auf den Anleihemarkt. Seit dem Anleihekaufprogramm der EZB sinken jedoch die Renditen, etwa von Bundesanleihen. Das Problem der Ost-Sparkassen sei also gar nicht in erster Linie der negative Einlagezins der EZB, sondern deren Kaufprogramm für Staatsanleihen, erklärt Bräuer weiter.

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Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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