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Spac: Börsengang ganz ohne IPO

6 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
Wie funktioniert eine Spac?
Was bringt ein Börsengang per Spac?
Was bringen Spacs für Anlegerinnen und Anleger?
Wo liegen die Risiken bei Börsenmänteln?
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Konstantin Bulinger
Finanzexperte bei zaleo.
Special Purpose Acquisition Company, kurz Spac, als Alternative zum IPO gibt es zwar schon lange, so richtig bekannt wurden sie hierzulande jedoch erst vor ein paar Jahren. Grund genug, einen Blick darauf zu werfen, welche Risiken und Chancen mit den Börsenmänteln verbunden sind.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Im Rahmen des Börsengangs sammelt die Spac Geld von Anlegerinnen und Anlegern ein. Dieses dient dazu, später ein Unternehmen (oder mehrere) zu kaufen.
  • Hat die Spac ein Unternehmen gefunden, das für geeignet gehalten wird, dürfen die Anlegerinnen und Anleger darüber abstimmen, ob das Unternehmen gekauft werden soll.
  • Wenn Du in eine Spac anlegen möchtest, kannst Du die Aktien ganz einfach an der Börse kaufen. Eröffne hierzu ganz einfach ein Depot aus unserem Vergleich:

Wie funktioniert eine Spac?

Der grundlegende Gedanke bei einer Spac ist, dass ein Unternehmen ohne operatives Geschäft (die Spac selbst) mit einem Unternehmen fusioniert, das einem realen Geschäft nachgeht. Auf diese Weise möchte sich letzteres Unternehmen den Aufwand sparen, den ein regulärer Börsengang per IPO bedeutet. Denn bei einer Fusion mit einer Spac – der ja dann bereits an der Börse gelistet ist – fällt ein Großteil von Vorschriften, Prüfungen und Prozessen, die ein regulärer Börsengang erfordert, weg.
Im Rahmen des Börsengangs sammelt die Spac Geld von Anlegerinnen und Anlegern ein. Dieses dient dazu, später ein Unternehmen (oder mehrere) zu kaufen. Welches Unternehmen das sein wird, steht anfangs noch nicht fest. Bis das Geld für die Übernahme verwendet wird, wird es auf einem Treuhandkonto deponiert. Für die Suche nach einem geeigneten Unternehmen haben die Sponsorinnen und Sponsoren zwei Jahre Zeit.
Ein Börsenmantel wird immer von einem oder einer Sponsorengruppe geleitet. Der oder die Sponsorin legt die Spac auf, investiert selbst und übernimmt die Unternehmensführung. Üblicherweise stammen Sponsorinnen und Sponsoren aus dem Private-Equity oder auch aus anderen Teilen der Wirtschaft.

Wie geht es an die Börse?

Hat die Spac ein Unternehmen gefunden, das für geeignet gehalten wird, dürfen die Anlegerinnen und Anleger darüber abstimmen, ob das Unternehmen gekauft werden soll. Stimmt die Mehrheit zu, geht es an die Börse. Ist die Mehrheit gegen eine Übernahme, kommt diese auch nicht zustande. Dann können die Sponsoren – falls noch genügend Zeit ist – weiter auf Kandidatensuche gehen oder die Spac auflösen.
Nun kann es natürlich sein, dass Du mit dem gewählten Übernahmeunternehmen nicht einverstanden bist. Für den Fall kannst Du Deine Anteile einfach zurückgeben. Du erhältst Dein eingezahltes Kapital ohne Abschläge zurück (zwischenzeitlich war es ja auf einem Treuhandkonto verwahrt). Ein besonders hohes Risiko besteht also nicht. Auch wenn Dir die Arbeit der Sponsorinnen und Sponsoren während der Spac-Phase nicht gefällt, kannst Du auf diese Weise Deine Anteile zurück geben. Wenn die Spac innerhalb von zwei Jahren kein passendes Unternehmen finden konnte, bekommen alle ihr Geld zurück.

Was bringt ein Börsengang per Spac?

Das Unternehmen, das an die Börse will, erspart sich mit einer Spac vor allem einen Haufen Arbeit und Zeit. Klassische IPOs sind sehr aufwändig, zeitraubend und auch teuer. Damit ein Unternehmen per IPO an die Börse gehen kann, muss es die Börsenreife erlangen. Diese wird durch umfangreiche Prüfungen und Analysen der Unternehmenszahlen vorbereitet. Außerdem muss sich das Unternehmen eine Konsortialbank suchen, die den Börsengang begleitet – und natürlich dafür bezahlt wird. Und dann geht es auf Roadshow, bei der institutionelle Investoren vom Unternehmen überzeugt werden sollen. Insgesamt dauert ein Börsengang in dieser Form bis zu 18 Monate.
All das erspart sich das Unternehmen, wenn es über eine Spac an die Börse geht. Die Verhandlungen finden lediglich zwischen Sponsorinnen, Sponsoren und Unternehmen statt. So kann der Börsengang nicht nur schnell, sondern auch günstig von statten gehen. Auch an publizierte Unternehmenszahlen wird ein niedrigerer Maßstab angesetzt. So können Börsenmäntel auch für kleinere Unternehmen geeignet sein.

Transparenter Preis und Know-how der Sponsoren

Außerdem profitiert das Unternehmen von einer transparenten Preisausgestaltung. Der Ausgabepreis der Aktie wird lediglich zwischen Unternehmen und Spac verhandelt. Nach der Übernahme durch die Spac spielen die Sponsorinnen und Sponsoren eine wichtige Rolle im Unternehmen und entscheiden mit. Das kann vielen Unternehmen helfen, die sich weiter professionalisieren möchten.
Wie kommt der Spac selbst an die Börse?
Bevor die Spac ein Unternehmen kaufen kann, muss er natürlich selbst an die Börse. Dennoch muss er dabei nicht denselben Aufwand leisten. Da die Spac kein eigenes operatives Geschäft hat, kommt er leichter an die Börse. Viele Offenlegungspflichten, die bei einem IPO eigentlich bestehen, gelten dann nicht. Auch eine lange Roadshow ist nicht nötig.

Was bringen Spacs für Anlegerinnen und Anleger?

Sobald eine Spac an der Börse gelistet ist, geht es darum, Kapital einzusammeln. Dabei weißt Du nicht, welches Unternehmen die Spac kaufen möchte. In den meisten Fällen kann man jedoch zumindest einige Rückschlüsse ziehen. So werden Sponsorinnen und Sponsoren, die bisher vorrangig in der Windkraft-Industrie tätig gewesen sind, vermutlich auch weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen und in diesem Bereich geeignete Börsen-Kandidaten suchen. Das eingesammelte Kapital wiederum bietet einen Hinweis darauf, wie groß das anvisierte Unternehmen sein wird.
In Spacs investieren
Wenn Du in eine Spac investieren möchtest, kannst Du die Aktien ganz einfach an der Börse kaufen. Einen besonderen Broker brauchst Du dafür nicht. Achte einfach darauf, dass Dein Depot Zugang zu einer Börse bietet, an der die Aktien der Spacs gehandelt werden. Zu Beginn sind die Aktien meist zu einem Preis von ca. 10 US-Dollar bzw. 10 Euro zu bekommen. Erst wenn die Sponsorengruppe den Übernahmekandidaten bekannt geben, sind größere Kursveränderungen zu erwarten. Im Grunde besteht die Hoffnung für Spac-Anleger darin, dass sie frühzeitig in ein wachstumsstarkes Unternehmen investiert sind.

Wo liegen die Risiken bei Börsenmänteln?

Das Risiko besteht für Anlegerinnen und Anlegern vor allem darin, dass sie in den ersten beiden Jahren der Spacs nicht wissen, in welches Unternehmen investiert wird. Das Vertrauen in die Sponsorinnen und Sponsoren, einen geeigneten Übernahmekandidaten zu finden, muss also dementsprechend hoch sein. Nach der Übernahme zeigt sich dann erst, ob die Spac eine gute Wahl getroffen hat.
In der Vergangenheit war der Erfolg von Spacs zumindest eher durchwachsen. Und selbst bei guten Bewertungen dürften viele Anlegerinnen und Anleger nach der Übernahme Gewinne mitnehmen wollen – was allzu große Renditen für mittelfristige Investitionen verhindern dürfte.
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