Dispokredit: Manchmal praktisch, meistens teuer

Der Dispokredit gehört zu den zentralen Funktionen, mit denen die meisten Girokonten ausgestattet sind. Dabei ist er zwar durchaus praktisch, aber oft auch teuer. Du solltest ihn also nicht allzu häufig nutzen. Wenn du doch gelegentlich auf eine kleine Finanzspritze angewiesen bist, zeigen wir dir, wie du die Zinskosten senken kannst und welche Alternativen dir zur Verfügung stehen.

Die Shopping-Tour am Monatsende geht doch ein wenig zu lang, der Online-Warenkorb ist zu voll, die jährlichen Versicherungsbeiträge gehen alle zur gleichen Zeit ab: Es gibt Situationen, in denen es passieren kann, dass du in den Dispo deines Girokontos rutschst – sofern dir dieser zur Verfügung steht. Wenn es sich nur um Ausnahmen und geringe Beträge handelt, kein Problem. Doch es sollte nicht zur Gewohnheit werden.

Was ist ein Dispokredit?

Doch was ist ein Dispokredit überhaupt? Der Dispositionskredit – wie er korrekt heißt – ist eine von der Bank eingeräumte Kontoüberziehung. Die Bank gewährt dir also, dein Girokonto auch im Minus zu führen. Du kannst weiterhin Geld abheben, an der Kasse oder im Restaurant bezahlen, Überweisungen tätigen. Außerdem laufen auch Daueraufträge und regelmäßige Lastschriftverfahren weiter.

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass deine Bank im Vorfeld deine Bonität prüft und positiv bewertet. Nur bei positiver Bewertung durch eine Auskunftei wie der Schufa wird dir deine Bank auch den Dispokredit ermöglichen. Die Höhe des eingeräumten Dispos hängt dann von den regelmäßigen Geldeingängen ab, also hauptsächlich von deinem Gehalt: Das Zwei- bis Dreifache deines Monatsgehalts ist bei manchen Banken durchaus drin.

Keine zusätzlichen Sicherheiten

Finanzinstitute verlangen in der Regel keine zusätzlichen Sicherheiten für den Dispokredit. Denn sie haben ein Pfandrecht gegenüber den Kundinnen und Kunden. Wenn du deinen Dispo also nicht zurückzahlst, kann die Bank auf Einlagen zum Beispiel auf Tagesgeld- oder Wertpapierkonten zurückgreifen. Das geht allerdings nur bei Einlagen, die du beim gleichen Anbieter hast.

Dispokredit nutzen und zurückzahlen

Um den Dispokredit zu nutzen, musst du keinen komplizierten Antrag stellen, wie man es zum Beispiel von Konsumkrediten oder Baufinanzierungen kennt. Du nutzt dein Konto einfach wie sonst auch. Der einzige Unterschied ist eben, dass du dich im Minus bewegst. Oft haben sich kleinere Dispo-Summen bereits erledigt, sobald die nächste Gehaltszahlung auf dem Konto landet. Achtest du den folgenden Monat stärker auf deine Finanzen, bleibst du danach vielleicht auch schon im Plus und die Sache ist erledigt.

Bist du etwas tiefer im Minus, wirst du gegen Ende des Monats wahrscheinlich wieder im Dispo stecken. In diesem Fall solltest du so schnell wie möglich versuchen, am jeweiligen Monatsende wieder ins Plus zu kommen. Ausgaben senken, vielleicht eine Überweisung vom Tagesgeldkonto: Auf diese Weise kannst du kleinere Dispokredite schnell zurückzahlen. Du benötigst mehr Einnahmen als Ausgaben auf deinem Konto. So erreichst du auch bald wieder die dauerhafte Kontodeckung.   

Der Knackpunkt: die hohen Zinsen

Eine Hürde auf diesem Weg sind die Dispozinsen. Und die sind meist alles andere als günstig. Bei Dispokrediten fallen höhere Zinsen an als bei anderen Kreditarten. Durchschnittlich bis zu 10 Prozent im Jahr. Es gibt zwar Banken, die einen vergleichsweise günstigen Zins erheben, doch das ist die Ausnahme. Leider sind Kundinnen und Kunden öfter mit dem Gegenteil konfrontiert. Dispozinssätze von 13 oder 14 Prozent sind keine Seltenheit.

Überziehungszinsen unbedingt vermeiden

Noch höhere Zinsen können anfallen, wenn du deinen Dispo voll ausreizt und sogar die eingeräumte Kontoüberziehung überschreitest. Dann befindest du dich in der geduldeten Überziehung. Und wenn der Dispozins schon teuer war, legt der Überziehungszins meist noch eine Schippe drauf: Sätze von knapp 20 Prozent sind hier durchaus möglich.

Um nicht in Zinsgebühren unterzugehen, ist es also wichtig, den Überziehungszins zu vermeiden. Nicht nur, weil der Zinssatz so hoch ist, sondern auch, weil er ja bedeutet, dass du tief im Dispo steckst. Hier gilt die Faustregel: Je höher die Kreditsumme, desto höher die Zinsbelastung.

Raus aus der Dispofalle

Angesichts sehr hoher Dispozinsen ist es also am besten, wenn du gar nicht erst in die Lage kommst, den Dispo nutzen zu müssen. Geordnete Finanzen, Erspartes auf einem Tagesgeldkonto, regelmäßige Einnahmen und niedrige Ausgaben helfen dir dabei, dein Konto immer im Plus zu führen.

Es gibt jedoch Situationen, in denen man auf den Dispokredit angewiesen ist: Eine hohe Rechnung für die Autoreparatur oder eine Steuernachzahlung können solche Fälle sein. Auch bestimmte Berufsgruppen, die zum Beispiel von saisonalen Aufs und Abs betroffen sind, nutzen den Dispo manchmal, um über auftragsschwache Monate zu kommen.

Wenn auch du deinen Dispo nutzen musst, solltest du als erstes darauf achten, dein Girokonto bei einer Bank zu eröffnen, die einen möglichst niedrigen Dispozins (und Überziehungszins) erhebt. Das erleichtert die Rückzahlung ungemein. Günstige Zinssätze bieten hier zum Beispiel comdirect und die PSD Bank Nürnberg.

Rahmen- und Ratenkredit gehen vor

Selbst wenn du zusätzliches Geld benötigst, bist du nicht auf die Kontoüberziehung angewiesen. Du kannst stattdessen auch einen Ratenkredit beantragen. Das geht entweder bei deiner Hausbank oder einem anderen Institut. Die Zinssätze sind deutlich günstiger als bei Dispokrediten. Bei guter Bonität sind hier Zinssätze von 2 bis 4 Prozent im Jahr möglich. Ein weiterer Vorteil von Ratenkrediten ist, dass du gezwungen bist, den Kredit auch zurückzuzahlen. Die vereinbarten Raten musst du einhalten. So verhinderst du, dass du einen Kredit immer weiter vor dir herschiebst und ständig Zinsen zahlst, ohne die Kreditsumme zu verringern: Eine Gefahr bei Dispokrediten. 

Gewissermaßen zwischen Dispo- und Ratenkredit bewegt sich der Rahmenkredit. Dieser ist ähnlich flexibel wie die eingeräumte Überziehung. Hat dir deine Bank bei Kontoeröffnung einen Rahmenkredit gewährt, kannst du bei Bedarf einen Teil dieses Kreditrahmens oder den gesamten Kredit auf dein Girokonto übertragen. Zinsen zahlst du für die Summe, die du auf dein Konto überwiesen hast, für den Rest nicht. Hat dir deine Bank zum Beispiel 10.000 Euro Rahmenkredit gewährt, du nutzt aber nur 3.000 Euro, zahlst du auch nur dafür Zinsen: Logisch. Die Zinssätze bewegen sich hier etwas über normalen Ratenkrediten, aber doch deutlich unter Dispokrediten. Zum Beispiel die ING bietet einen solchen Rahmenkredit an.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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