Wirecard-Aktie am Boden: Steht das Unternehmen vor dem Aus?

Der Skandal um das DAX-notierte Unternehmen verschärft sich: 1,9 Milliarden Euro, die laut Bilanz auf asiatischen Treuhandkonten liegen sollten, existieren wohl nicht.

Update: Wirecard stellt Insolvenzantrag

Am 25.06.2020 gab Wirecard bekannt, wegen „drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ den einzigen Ausweg in der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu sehen. Stand heute muss noch geprüft werden, ob auch die Tochtergesellschaften von Wirecard in die Insolvenz müssen.

Vergangenen Donnerstag hatte Wirecard die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2019 aufgrund von Unstimmigkeiten bezüglich der Existenz von Treuhandkonten zum vierten Mal verschoben. Am 22.06.2020 räumte das Unternehmen ein, dass „die Annahmen über die Verlässlichkeit der Treuhandbeziehungen infrage gestellt“ werden müssen. Gibt es die Konten tatsächlich nicht, seien auch die vorläufigen Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres sowie des ersten Jahresquartals 2020 fehlerhaft, so Wirecard.

Unternehmenschef und Gründer Markus Braun wurde kurz nach seinem Rücktritt festgenommen, die Aktie liegt mit einem zwischenzeitlichen Spitzenverlust von gut 70 Prozent im Keller und die Kreditwürdigkeit wurde von der Ratingagentur Moody’s auf Ramsch herabgestuft. Das Unternehmen kämpft nicht nur um den Verbleib im DAX, sondern ums Überleben: Im schlimmsten Fall könnten die Banken, die Wirecard mittels eines Kredits über insgesamt 1,75 Milliarden Euro finanzieren, den Geldhahn zudrehen. Das wäre das Aus für Wirecard.

Der Bilanzierungsskandal und die damit verbundene Talfahrt der Aktie hat nicht nur für die Aktionäre gravierende Folgen. Auch die Payment-Kunden sowie die Kunden der Wirecard Bank müssen sich fragen, wie es weitergeht. Kann man mit der Wirecard weiterhin problemlos Geld abheben ? Und wie sicher ist das Geld bei der Wirecard Bank noch? „Um Missverständnisse zu vermeiden teilt die Gesellschaft mit, dass ihre IT Systeme ohne Einschränkungen weiterarbeiten”, lautet der letzte Satz der Pressemitteilung. Damit soll vermutlich eine Panik unter Wirecard-Kunden vermieden werden.

Tatsächlich bleibt Wirecard-Kunden nicht viel zu tun. Bevor nicht klar ist, wie die kreditgebenden Banken sich verhalten und welche Maßnahmen Wirecard zur Rettung des Unternehmens konkret umsetzen wird, heißt es: abwarten.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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