Europäische ETFs wachsen auf eine Billion Euro an

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Ein immer einfacherer Zugang zu Online-Brokern, aber auch die Coronakrise haben viele Privatpersonen dazu veranlasst, an der Börse zu investieren. Vor allem der ETF-Markt konnte davon profitieren: Erstmals ist das Volumen von gehandelten ETFs in Europa auf eine Billion Euro angestiegen. Eine Branche konnte dabei besonders viel Zulauf verzeichnen.

Das Analysehaus Crossflow und kurz darauf auch der Datenanbieter Refinitiv haben diese Rekordsumme für das Jahr 2020 ermittelt. Crossflow meldet, dass das Anlagevolumen in ETFs im vergangenen Jahr um rund 100 Milliarden Euro gestiegen ist. Der Dienstleister Refinitiv kam kürzlich mit einer vom Handelsblatt in Auftrag gegebenen Analyse zu einem ähnlichen Ergebnis. Nachdem die Indexfonds im letzten Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum in Europa feiern konnten, ist diese Meldung über das Knacken der Eine-Billion-Marke quasi das Sahnehäubchen auf der Geburtstagtorte.

Laut den Crossflow-Analysen verzeichneten Aktien-ETFs den größten Zuwachs, aber auch Anleihen- und Rohstoff-ETFs konnten ihre Investments um viele Milliarden Euro erhöhen. Alle zehn großen Fondsgesellschaften, vor allem aber der Anbieter iShares, der zum Vermögensverwalter BlackRock gehört, hat vom Boom profitiert. Eine Branche indes hat das Interesse der Anlager:innen am meisten geweckt: nachhaltige ETFs. Indexfonds mit dem Zusatz ESG (Kurzform für Environment, Social und Governance als Indikator für nachhaltige Investments) konnten ihr Volumen im Jahr 2020 verdoppeln. Bei Aktien-ETFs floss etwa die Hälfte des neu investieren Geldes in nachhaltige Anlagen.

Das turbulente Krisen-Jahr dürfte auch immer mehr Kleinanlager:innen dazu bewogen haben, an der Börse zu investieren. Das Thema war in aller Munde. Zudem haben Direktbanken und Online Broker, aber vor allem auch Neobroker, massiv auf sich aufmerksam gemacht. Günstige Preise und einfache Handhabung machen die Börse inzwischen für immer mehr Leute attraktiv. René Delrieux von der Comdirect machte gegenüber dem Handelsblatt auch den Lockdown selbst verantwortlich: Viele Menschen hätten schlicht mehr Zeit gehabt, sich mit der eigenen Geldanlage zu beschäftigen – und auch mehr Geld, da viele Ausgaben plötzlich weggefallen sind.

Dass vor allem ETFs derart profitiert haben – und nachhaltige im Speziellen – ist ein positives Signal: Statt schnellem Zocken, wie es zuletzt im Rahmen der GameStop-Aktie geschehen ist, dürfte für die meisten Anleger:innen Beständigkeit und Sicherheit neben guter Rendite der wichtigste Faktor sein.

Julia bewegt sich seit 2011 im Umfeld Finanzen. Als Expertin für Verbraucherthemen wie Girokonto, Kreditkarte und Depot hat die studierte Germanistin und Amerikanistin immer einen Tipp auf Lager.
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