Entnahmeplan: in Wertpapiere investiertes Geld strategisch klug entsparen

Geld ansparen ist wichtig – sei es, um einen größeren Kredit bedienen zu können oder um sich im Alter die Rente aufzubessern. Derzeit machst du das am besten mit einem Wertpapiersparplan. So weit, so gut. Aber was ist zu tun, wenn du das angesparte Geld brauchst und es deinem Portfolio entnehmen willst? Wir zeigen dir, wie du deinen Entnahmeplan strategisch klug aufstellst.

Was ist ein Entnahmeplan?

Ein Entnahmeplan ist das Gegenteil eines Sparplans. In einen Sparplan zahlst du regelmäßig Geld ein. Mit einem Entnahmeplan legst du die Konditionen fest, zu denen du dein Geld wieder aus deinem Portfolio entnimmst. Es steht dir dann zusätzlich zu deinem Einkommen oder deiner Rente zur Verfügung.

Voraussetzung für einen Entnahmeplan ist natürlich, dass du Geld angespart hast. In Niedrigzinsphasen bietet sich dafür entweder das regelmäßige Besparen eines ETF-Sparplans oder einmalige Investitionen in Wertpapiere wie Aktien an.

Tipp: Früh die richtigen Weichen stellen

Am besten stellst du schon in der Anzahlphase die richtigen Weichen, damit du nicht plötzlich ohne Geld dastehst, wenn du es dringend brauchst. Überlege also rechtzeitig, worauf es dir beim Entsparen ankommt und wann du am besten damit beginnen willst.

Den Entnahmeplan anlegen

Bevor du konkret wirst und deinen Entnahmeplan festlegst, solltest du dir folgende Punkte gut überlegen:

  • Wie viel Geld habe ich?
  • Wie hoch ist die erwartete jährliche Rendite?
  • Wie viel Geld brauche ich?
  • In welchem Intervall möchte ich mein Geld entnehmen (monatlich, viertel- oder halbjährlich, jährlich)?
  • Soll der Betrag am Ende aufgebraucht oder soll etwas übrig sein?

Je nachdem, wie du diese Fragen beantwortest, hast du verschiedene Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: Manuell oder automatisiert?

Du kannst einen Entnahmeplan manuell oder automatisiert anlegen. Ein automatisierter Plan ist meist günstiger als manuell vorgenommene Auszahlungen. Außerdem hat er den Vorteil, dass du dich nicht selbst um die Entnahmen kümmern musst, hast du die Konditionen einmal festgelegt. Jedoch bieten diesen Service nicht alle Online-Broker an. Ist dir ein automatisierter Plan lieber, prüfe also rechtzeitig, ob du ihn bei deinem Broker auch anlegen kannst.

Übrigens: Hat dein Broker keine automatisierten Pläne im Angebot, kannst du dir überlegen, ob du den Broker wechselst. Ein Depotübertrag ist kostenlos und in der Regel mit ein paar Klicks erledigt.

Broker mit Entnahmeplänen

Favorisierst du einen automatisierten Entnahmeplan? Bei flatex, Smartbroker, der TargoBank und dem S Broker kannst du einen anlegen und die Konditionen nach deinen Wünschen einstellen.

Möglichkeit 2: Kapitalverzehr oder Kapitalerhalt?

Soll dein Erspartes durch den Entnahmeplan aufgebraucht werden oder soll am Ende was übrigbleiben? Diese Frage kannst du dir stellen, wenn du dem Abzahlen des Kredits nicht ganz ohne Geld dastehen möchtest oder du vorhast, deinen Angehörigen eine bestimmte Summe zu vererben.

Bei einem Entnahmeplan ohne Kapitalerhalt brauchst du dein Angespartes durch die regelmäßigen Entnahmen in einem bestimmten Zeitraum komplett auf. Du verkaufst also nach und nach alle deine Wertpapieranteile; am Ende der Laufzeit steht dein Depotwert bei 0 Euro.

Soll dein Erspartes als Grundstock erhalten bleiben, legst du einen Entnahmeplan mit Kapitalerhalt an. Dann bezieht sich der Plan nur auf die Ausschüttungen und Dividenden deiner Wertpapiere.

Zinsrente – eine Sonderform des Entnahmeplans mit Kapitalerhalt

Bei der Zinsrente legst du dein Geld in Anleihen-ETFs an und entnimmst jeweils nur die Zinsen, die du auf die Anleihen bekommst. Achtung! Werden Anleihen niedrig verzinst, ist diese Form des Entnahmeplans allenfalls bei sehr hohen Anlagebeträgen sinnvoll.

Bedenke: Die Entscheidung für einen Entnahmeplan mit Kapitalerhalt macht nur dann Sinn, wenn du genug Geld angespart hast, dass du trotzdem gut über die Runden kommst. Willst du dein Angespartes erhalten und nur von der Rendite leben, fallen die regelmäßigen Auszahlungen niedriger aus – logisch.

Kosten für den Entnahmeplan

Ein Entnahmeplan kostet Geld! Denn: Nicht nur der Kauf von Wertpapieren ist mit Gebühren verbunden, sondern auch der Verkauf. Meist kommt es dabei günstiger, wenn du einen automatisierten Entnahmeplan hast, denn dann sind die Gebühren oft gedeckelt. Erledigst du die Verkäufe manuell, zahlst du bei jedem Verkauf Ordergebühren. Willst du also Kosten sparen, kannst du die Auszahlungen entweder so selten wie möglich vornehmen oder zu einem Broker wechseln, der einen automatisierten Entnahmeplan anbietet.

Mehr zu den Entnahmeplan-Kosten findest du hier.

Chancen und Risiken eines Entnahmeplans

Warum solltest du dir einen Entnahmeplan anlegen und welche Fallstricke gilt es dabei zu beachten? Wir haben die wichtigsten Punkte für dich zusammengetragen.

Risiken

Das Geld ist zu bald aufgebraucht: Hast du dich verrechnet oder deine monatlichen Ausgaben falsch eingeschätzt, kann es dir passieren, dass du zu viel entnimmst und dein Geld zu schnell aufbrauchst. Prüfe also genau, wie viel Geld du wirklich brauchst. Eine Hilfestellung für eine sinnvolle Berechnung bietet dir neben Entnahmeplan-Rechnern zum Beispiel die 4%-Regel.

Die 4%-Regel

Die so genannte Trinity-Studie aus dem Jahr 1998 besagt:  Besteht dein Portfolio je zur Hälfte aus Anleihen und Aktien, kannst du dir über einen Zeitraum von 25 Jahren je vier Prozent pro Jahr aus deinem Vermögen entnehmen.

Achtung: Die 4%-Regel kann nur eine grobe Orientierung sein! Niedrigzinsphasen und die Volatilität der Märkte können dazu führen, dass dein Geld doch früher aufgebraucht ist als geplant.

Das Geld reicht dir nicht: Auch der gegenteilige Fall kann eintreten. Wenn du zu wenig Geld entnimmst, reicht es dir im Zweifel nicht. Diesen Fehler kannst du in der Regel aber ganz schnell selbst bereinigen: Erhöhe einfach den Betrag, den du dir regelmäßig auszahlst bzw. auszahlen lässt. Aber Achtung: Entnimmst du mehr Geld, ist dein Finanzstock auch schneller aufgebraucht!

Volatilität der Märkte: Hast du dein Geld in Wertpapiere investiert, besteht ein Verlustrisiko, denn Wertpapiere unterliegen den Schwankungen des Marktes. Dabei gilt: Je volatiler dein Wertpapier, desto höher das Verlustrisiko – desto höher aber auch die Wahrscheinlichkeit einer starken Rendite.

Chancen

Planbarkeit: Du weißt genau und über einen langen Zeitraum hinweg, wie viel Geld dir monatlich zur Verfügung steht, und kannst deine Ausgaben entsprechend genau planen.

Partizipation an der Wertentwicklung der Märkte: Durch das Geld, das du noch nicht entnommen hast, partizipierst du weiter an der Wertentwicklung der Märkte. Im besten Fall vermehrt sich das im Portfolio verbliebene Geld also weiter, während du mit dem bereits entnommenen Betrag dein monatliches Budget aufbesserst.

Mit der richtigen Strategie Risiken minimieren

Wichtig ist, dass du deinen Entnahmeplan so aufstellst, dass du deinen Kredit gut bedienen kannst oder du ausreichend versorgt bist. Beginne deshalb frühzeitig mit den nötigen strategischen Überlegungen, damit du gegebenenfalls noch den Broker wechseln oder andere Vorkehrungen treffen kannst.

Außerdem geben wir dir noch zwei Tipps mit auf den Weg:

  • Investiere nicht nur in eine Anlageklasse, sondern streue breit. Die niedrige Verzinsung bei Anleihen wird bestenfalls durch die hohe Rendite ausgeglichen, die du durch deine Aktieninvestitionen bekommst.
  • Behalte einen Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto oder einem Sparbuch. Wertpapiere sind den Schwankungen des Marktes unterworfen. Bricht der Markt ein, ist es vielleicht sinnvoll, den Entnahmeplan kurzzeitig auszusetzen und auf den Notgroschen zurückzugreifen.
Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
Stilisierte Sprechblasen in Schwarzweiß Diskussionsforum
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