Wohl nie zuvor standen die Pharmaindustrie und Biotechnologie so stark im Fokus wie derzeit. Forscher:innen weltweit suchen nach einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus, die Produktion von Schutzkleidung läuft auf Hochtouren und die Auftragsbücher der Medizintechnik-Konzerne sind prall gefüllt. Hier findest du alle Informationen, die du für ein langfristiges Investment in der krisenfesten Pharmabranche wissen musst. Außerdem stellen wir dir Depotbanken vor, die dir für den Handel von Aktien, Fonds und ETFs optimale Bedingungen zu fairen Preisen bieten.
Staatliche Kapitalbeteiligungen und internationale Forschungs-Kooperationen mehrerer Biotech-Unternehmen sollen den Entwicklungsprozess für einen Impfstoff gegen das Coronavirus in bislang ungeahntem Maße beschleunigen. Rund 200 mögliche Impfstoffe stehen bereits auf der Liste der Weltgesundheitsorganisation. Die meisten sind noch in der Laborphase, aber mehr als 20 Impfstoffe werden bereits an Freiwilligen getestet. Welches Unternehmen das Rennen macht, ist offen.
Fest steht: Dem oder den ersten Hersteller(n) eines wirksamen Impfstoffes gegen den Erreger SARS-CoV-2 erwartet ein Milliardengeschäft. Zahlreiche Investoren wollen an diesem lukrativen Geschäft beteiligt sein, indem sie Aktien aussichtsreicher Kandidaten kaufen – etwa des US-Konzerns Moderna oder des Mainzer Biopharma-Unternehmens Biontech, das gemeinsam mit Pfizer an einem Impfstoff arbeitet. Sie wittern ein lohnendes Geschäft – wenn am Ende ein wirksamer Impfstoff entwickelt wird. Eine Wette nicht ohne Risiko. Denn für die meisten Unternehmen wird sich die Entwicklung am Ende nicht auszahlen. Und nicht alle Pharmakonzerne sind bereits an der Börse – zum Beispiel das Tübinger Unternehmen Curevac.
Was Pharmakonzerne leisten
Zur Gesundheitsbranche gehören neben Pharma- und Generikakonzernen auch Medizintechniker, Krankenhausbetreiber und Biotechunternehmen. Du musst kein Zocker sein, um durch ein Investment, von den aktuellen Entwicklungen der Branche zu profitieren. Denn während die Impfstoff-Hersteller im Augenblick enorme wissenschaftliche und finanzielle Kraftanstrengungen vollbringen, sind andere Unternehmen bereits mit ihren Produkten auf dem Markt etabliert und befinden sich in einer enormen Wachstumsphase.
Drägerwerk hat die Produktion von Beatmungsgeräten in den vergangenen Monaten drastisch hochgefahren. Der Konzern für Medizin- und Sicherheitstechnik hat im März einen der größten Aufträge von der Bundesregierung erhalten. Mehr als 10.000 Beatmungsgeräte sollen im Verlauf des Jahres geliefert werden. Eine noch größere Menge der Geräte will das Unternehmen ins Ausland schicken. Der Auftragseingang sprang im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahresquartal um mehr als ein Drittel nach oben. Der Umsatz legte um mehr als ein Viertel auf rund 788 Millionen Euro zu.
Auch Medtronic, der Weltmarktführer in der Medizintechnik, hat die weltweite Fertigung von Beatmungsgeräten hochgefahren. Das Unternehmen hat die Produktion bereits um mehr als 40 Prozent gesteigert und ist nun dabei, seine Kapazität zur Herstellung und Lieferung von Beatmungsgeräten mehr als zu verdoppeln. Die Sonderkonjunktur bei Beatmungsgeräten wird sich in den Bilanzen von Drägerwerk, Medtronic und dem schwedischen Konkurrenten Getinge niederschlagen. Wie stark, das ist jedoch aktuell schwer abzuschätzen. Mit Medizintechnik, Test-Kits, Schutzkleidung und Masken wird zurzeit ein Millionengeschäft gemacht.
Pharmaindustrie: Schon vor Corona krisenfest
Die Gesundheitsindustrie gilt ohnehin als krisenfest. Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen steigt aufgrund der demografischen Entwicklung stetig. Das Coronavirus hat das Thema Gesundheit noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht. Auch in den nächsten Jahren ist daher mit steigenden Ausgaben im Gesundheitssektor zu rechnen. Vom Wachstum der Pharmaindustrie und Biotechnologie kannst du profitiere, wenn du dich mit Wertpapieren an diesen Unternehmen beteiligst. Unser Depotkonten-Vergleich hilft dir, den richtigen Anbieter zu finden.
Fünf gute Gründe: Darum lohnt sich ein Investment im Pharmasektor
Die Bruttowertschöpfung in der deutschen Gesundheitswirtschaft lag im Jahr 2018 bei 390 Mrd. Euro oder 4712 Euro je Einwohner:in. Das entspricht knapp 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Somit ist in dieser Hinsicht der Gesundheitssektor erheblich bedeutender als beispielsweise die Automobilindustrie mit einem Anteil von 4,7 Prozent am BIP (2016). Auch für andere Industrienationen hat die Gesundheitswirtschaft eine erhebliche ökonomische Bedeutung. Laut Statista lagen die Gesundheitsausgaben in den USA im vergangenen Jahr bei rund 10.586 US-Dollar pro Kopf. Das sind mehr als 17 Prozent des BIP und fast doppelt so hohe Ausgaben wie hierzulande. Die Zukunftsaussichten der Pharmabranche sind vielversprechend – fünf Gründe:
Durch den medizinischen Fortschritt steigt die Lebenserwartung, die Weltbevölkerung wird immer älter. Weltweit sind derzeit rund 670 Millionen Menschen über 60 Jahre alt. In den kommenden 35 Jahren wird die Zahl Schätzungen zufolge auf über zwei Milliarden steigen. Für Deutschland prognostiziert das Robert-Koch-Institut, dass der Anteil der über 65-Jährigen von derzeit 21 auf 29 Prozent im Jahr 2030 ansteigen wird. Mit zunehmendem Alter der Menschen ist es wahrscheinlicher, dass sie Gesundheitsdienstleistungen benötigen. Und bei steigender Nachfrage dürften Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zur Lösung von Gesundheitsproblemen für alternde Menschen anbieten, davon profitieren.
Krebs, Demenz und psychische Erkrankungen gehören zu den größten medizinischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Herz-Kreislauf-Erkrankungen führten im Jahr 2018 die Liste der Todesursachen in Deutschland an. Die Liste der medizinischen Herausforderungen ist lang, selbst in Ländern mit hohem Lebensstandard. Auch global gesehen gibt es viel zu tun. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat formuliert, was die größten und brennendsten Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung weltweit im neuen Jahrzehnt sein werden. Demnach werden Infektionskrankheiten wie HIV, Tuberkulose, Hepatitis, Malaria, Tropenkrankheiten und sexuell-übertragene Infektionen allein im Jahr 2020 schätzungsweise vier Millionen Todesopfer fordern. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung hat aktuell keinen Zugang zu Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika.
Pharmaunternehmen entwickeln ständig neue Ansätze. Einige haben das Potenzial, die Behandlung von Krankheiten zu revolutionieren. So nimmt etwa der Einsatz personalisierter Medizin, bei der die genetische Information des Einzelnen zur Bestimmung der geeigneten Therapie herangezogen wird, an Bedeutung zu. Personalisierte Medizin ist ein Behandlungskonzept, das Patienten schneller zu einer für sie geeigneten Therapie verhelfen und zugleich das Gesundheitswesen effizienter machen kann. Insbesondere in der Krebsbekämpfung werden dabei große Fortschritte erzielt. So werden Hunderte von Immuntherapien getestet, die das körpereigene Immunsystem zur Krebsbekämpfung nutzen. Biotechs und Pharmaunternehmen nutzen zudem die Genaufbereitung, um seltene genetische Krankheiten zu heilen, gegen die in der Vergangenheit keine wirksame Behandlung zur Verfügung stand. Bislang werden erst rund 67 Medikamente in Deutschland „personalisiert“, doch jedes Jahr kommen weitere dazu. Auch in der Diagnostik sorgen neue Methoden für Furore: etwa die blutbasierte Nukleinsäureanalytik Liquid Biopsy, die zum Nachweis von Tumorzellen bzw. Tumor-DNA im Blut angewendet wird. Die Flüssigbiopsie wird eingesetzt, um Krebs im Frühstadium zu erkennen. Und auch in der Medizintechnik stehen durch den Einsatz von Robotik, künstlicher Intelligenz und anderen fortschrittlichen Technologien entscheidende Verbesserungen in Aussicht.
„Schlimmer als die Terroranschläge vom 11. September 2001“ nannte US-Präsident Donald Trump die durch das Coronavirus ausgelöste Krise. Von der „größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“ sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Eine Pandemie könnte Wirtschaftssysteme und Nationen in die Knie zwingen“, mahnte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus im Januar. „Die Länder investieren stark, um ihre Bewohner vor Terrorangriffen zu schützen, aber nicht vor den Angriffen eines Virus, das sehr viel tödlicher sein und auch wirtschaftlich und sozial viel größeren Schaden anrichten könnte“, so Ghebreyesus. Nie zuvor war der Fokus auf den Pharmabereich so groß wie im Augenblick. Das Bewusstsein wird auch bleiben, wenn ein Impfstoff gefunden ist. Staaten werden wieder mehr Geld in den Markt pumpen, um mehr Beatmungsgeräte, mehr Masken, mehr Intensivbetten anzuschaffen. Und auch für Privatpersonen wird das Thema Gesundheit wieder wichtiger werden.
Eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, die steigenden Kosten der Gesundheitswirtschaft in den Griff zu bekommen. Gefragt sind also vor allem innovative Technologien, die ambulante und stationäre Behandlungsabläufe effizienter machen und zu Kosteneinsparungen führen. Die Nutzung der Telemedizin – die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten aus der Ferne mithilfe des Internets – wird immer häufiger angenommen. Chirurgische Roboter werden eingesetzt, um minimal-invasive Eingriffe durchzuführen, die in der Vergangenheit viel kompliziertere und riskantere Verfahren erforderten. In der Januar-Ausgabe der „Nature“ ist eine Arbeit über Brustkrebs erschienen, bei der die Überlegenheit der künstlichen Intelligenz gegenüber erfahrenen Radiologen nachgewiesen werden konnte. Auch schwarzer Hautkrebs kann besser diagnostiziert werden, wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten.
MSCI World vs. MSCI World Health Care
Die Gesundheitsbranche gilt als solider Ertragsbringer. Seinen defensiven Charakter hat der Sektor in vergangenen wirtschaftlichen Schwächephasen mehrfach bewiesen. Sowohl beim Platzen der Dotcom-Blase (2000) als auch in der Finanzkrise (2008/2009) fielen die Aktienkurse der Healthcare-Unternehmen weniger stark als der breite Markt. Ein Vergleich des MSCI World Healthcare Index und des MSCI World macht dies deutlich: Während der breite Markt in den Krisen deutliche Einbußen verzeichnete, fielen die Verluste im Gesundheitssektor deutlich niedriger aus. Der MSCI World Healthcare Index hat in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich elf Prozent Ertrag pro Jahr abgeworfen, der MSCI World Index dagegen nur gut sieben Prozent.
ETFs oder einzelne Aktien?
Soll ich jetzt einzelne Unternehmensaktien kaufen oder ETFs? Das liegt vor allem an deiner Anlagestrategie und an dem Aufwand, den du in die Geldanlage investieren willst. Als aktiver Anleger suchst du nach unterbewerteten Aktien mit Steigerungspotenzial. Günstig kaufen, teuer verkaufen – das hat einen höheren zeitlichen Aufwand, mehr Transaktionen und höhere Kosten zur Folge, die durch Gewinne ausgeglichen werden müssen. ETFs profitieren vom Wachstum des gesamten Sektors, der im ETF abgebildet wird. Das Investment ist in der Regel langfristig ausgelegt. Der große Vorteil von ETFs ist die Diversifizierung über viele einzelne Werte hinweg – dadurch sinkt dein Risiko. Wenn nur eine geringe Anzahl von Einzelwerten deutlich sinkt, kann der Rest der Aktien im ETF diese Rückgänge ausgleichen. Speziell im breit gefächerten Gesundheitssektor bewegen sich nicht immer alle Gesundheitswerte in die gleiche Richtung. Ein derber Rückschlag in der Pharmaindustrie muss etwa Unternehmen in der Medizintechnik nicht zwangsläufig beeinflussen.
Wenn du dich allerdings auf bestimmte Sparten innerhalb des Gesundheitswesens konzentrieren willst, bieten ETFs auch diese Möglichkeit. Bestimmte ETFs beinhalten ausschließlich Biotech-Aktien oder Aktien von Medizintechnik-Unternehmen und bilden nicht den gesamten Gesundheitssektor ab. Dabei gehen allerdings einige der Vorteile der Diversifikation verloren.
Welches Depot passt zu mir?
Welches Depotkonto für dich passt, hängt vor allem von deinem Nutzerverhalten ab. Wenn du weißt, wie und wo du dein Geld anlegen willst, hilft dir unser Depotkonten-Vergleich, den passenden Anbieter zu finden. Viele Börsenneulinge starten ihre Anlagekarriere mit einem Fonds- oder ETF-Sparplan. Neben der Diversifizierung durch die ETFs kann sich hierbei auch noch der Cost-Average-Effekt positiv auf die Wertentwicklung auswirken. Außerdem kannst du bei einigen Anbietern bestimmte ETFs oder ETF-Sparpläne ohne Aufschlagsgebühr kaufen. Bei einem Depot ohne Grundgebühr und einem ETF ohne Aufschlagsgebühr musst du dann nur die laufenden Kosten (Total Expense Ratio) bezahlen – die bei ETFs in der Regel günstiger sind als bei gemanagten Fonds.
Hier findest du vier ETFs aus dem Pharmasektor und Anbieter, bei denen du diese ETFs handeln kannst:
Bezeichnung des ETFs | WKN | Verfügbar bei |
Xtrackers MSCI World Health Care UCITS ETF | A113FD | Smartbroker, ING, Consorsbank |
Invesco NASDAQ Biotech UCITS ETF A | A12CCJ | ING, Consorsbank |
iShares Healthcare Innovation UCITS ETF | A2ANH2 | Consorsbank, Smartbroker, ING |
DWS Biotech LC Fonds | 976997 | ING, Consorsbank |
Risiken im Blick behalten
Obwohl der Kauf eines ETFs die Risiken für die Anleger reduziert, gibt es für ETFs im Gesundheitswesen nach wie vor eine Reihe von Risiken. Zum Beispiel wenn einzelne Aktien, Länder oder Sektoren im ETF relativ stark vertreten sind. So sind im Invesco NASDAQ Biotech ETF etwa mit mehr als 92 Prozent US-Firmen besonders stark vertreten. Eine Rezession in den USA würde sich dann besonders stark auf den gesamten ETF auswirken. Pharmakonzerne sind in hohem Maße abhängig von der Zulassung und der Wirksamkeit ihrer Medikamente. Veränderungen in den nationalen Gesundheitssystemen können zu erheblichen Schwankungen in einzelnen Sektoren führen. Und auch wenn sich die Pharmaindustrie in den vergangenen Krisen als überdurchschnittlich wertstabil gezeigt hat, kann dennoch eine allgemeine Rezession auch zu Wertverlusten bei den Healthcare-ETFs führen.
Fazit
Experten erwarten für die nächsten Jahre steigende Investitionen in das Gesundheitssystem aufgrund der Pandemie, des demografischen Wandels und der Forschungsfortschritte. Die Pharmaindustrie und das gesamte Gesundheitswesen sollten von dieser Entwicklung profitieren. Breit diversifizierte ETFs sind der einfachste Weg, langfristig vom Wachstum der Branche zu profitieren. Die Auswahl des Depotkontos sollte sich daher vor allem an den Möglichkeiten und Kosten für ETFs und ETF-Sparpläne orientieren.