Banken erhöhen Dispozinsen trotz Krise

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Bei Sparkonten sind Niedrigzinsen aufgrund der aktuellen Geldpolitik an der Tagesordnung. Beim Dispozins ist diese Entwicklung jedoch noch immer nicht angekommen. Im Gegenteil: Einige Banken haben ihre Dispozinsen sogar weiter erhöht. Und das trotz der finanziellen Krise, in der viele Kund:innen derzeit wegen der Corona-Pandemie stecken.

Zinsen bis 13,75 Prozent

Zehn Prozent Dispozinsen oder mehr – so viel verlangt etwa die Hälfte der Banken, die die FMH Finanzberatung im Auftrag des Bürgervereins Finanzwende gecheckt hat. Im Oktober 2020 hatte der Finanzdienstleister 3.400 Kontomodelle von über 1.000 Banken bundesweit überprüft. Das Ergebnis war ernüchternd. Trotz Niedrigzinsen am Markt forderten viele Banken noch immer Dispozinsen im zweistelligen Bereich von ihren Kund:innen, wenn diese ihr Girokonto überziehen. Spitzenreiter war die Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern mit 13,75 Prozent. Der Durchschnittszins lag indes bei 9,94 Prozent.

Es geht auch anders

Zwar hatten einige Banken ihren Dispozins seit der letzten Erhebung im Frühjahr gesenkt, um Geringverdienende während der Pandemie zu entlasten. Doch etliche Banken haben den Zinssatz danach wieder erhöht, als sei die Corona-Krise längst vorbei. Für die Bürgerbewegung Finanzwende handelte es sich bei den Senkungen um eine reine „Marketingmaßnahme“.

Dass Banken auch ohne überhöhten Dispositionszins nicht bankrottgehen, zeigen Beispiele anderer Institute. Einige von ihnen bieten wesentlich günstigere Zinsen: So verlangen die Deutsche Skatbank und die GLS Bank für bestimmte Kontomodelle bis zu einem gewissen Betrag null Prozent Zinsen, andere bieten mit rund vier Prozent auch schon deutlich weniger als der Durchschnitt.

Vor allem Geringverdienende werden belastet

Laut einer Erhebung des Internetportals Check24 haben im September diesen Jahres rund 15 Prozent der Deutschen auf ihren Dispo zurückgreifen müssen. Vor allem Leute mit geringem oder keinem Einkommen leiden unter den hohen Zinsen. Sie erhalten oftmals keine Privatkredite, um ihre Schulden zu tilgen und sind daher auf den Dispo angewiesen. Hinzu kommt, dass viele Banken bei der sogenannten geduldeten Überziehung nochmals Zinsen auf den Dispozins aufschlagen. Diesen nutzen ironischerweise gerade diejenigen, die aufgrund schlechter Bonität keinen Dispozins eingeräumt bekommen.

Die Verbraucherschützer halten die Praxis der Banken für unverhältnismäßig und „nicht zu rechtfertigen“. Dazu kommt, dass viele Anbieter ihre Guthabenzinsen gesenkt haben und Nutzer:innen oftmals zusätzlich mit Negativzinsen belasten. Dies sei angesichts der vielen Menschen in Kurzarbeit und ohne Job während der Corona-Krise besonders ungerechtfertigt, moniert Finanzwende. Ihre Forderung deswegen: „Der Dispozins muss runter!“. Doch bisher haben nur wenige Banken darauf reagiert.

Banken müssen Verantwortung übernehmen

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Christian Sewing hatte in der ersten Welle der Pandemie verlauten lassen, dass Banken, die für die letzte Wirtschaftskrise die Auslöser gewesen seien, jetzt zur Lösung des Problems beitragen könnten. Es bleibt zu hoffen, dass die Institute sich ihrer Verantwortung bewusst werden.

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Julia bewegt sich seit 2011 im Umfeld Finanzen. Als Expertin für Verbraucherthemen wie Girokonto, Kreditkarte und Depot hat die studierte Germanistin und Amerikanistin immer einen Tipp auf Lager.
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